OVERKNEES AM BORDSTEIN
SIE
hat keinen Polit-Terminkalender
SIE
hat keine Macht-Connections
SIE
hat nur sich
ihre Kippe
ihre Haut
und ein paar Quadratmeter Welt
POTEMKINSCHE DÖRFER
Aus der Fassade
schmäht
blasierte Süffisanz
blitzt
zynischer Sarkasmus
knüppelt es
großkotzig
das Ringsherum nieder
Doch frag das Fenster zum Hinterhof
hier
errötet die Unsicherheit
genierlich
verklemmt
hier
katzbuckelt alles Selbstwertige
zerschüchtert
gehemmt
hier
kriecht man auf dem Boden
und frisst Staub alle Tage seines Lebens
WENN FÜNFE GERADE SIND
Wieso und warum
sprang da einen Oberschlauen
der absurde Geistesblitz an,
den Perfektionismus zu erfinden,
diese 120-prozentige Akribie,
haben wir doch schon
das circa Ungefähre,
das halbwegs So-lala,
das „Ach-sieh-das-nicht-so-eng“
zur vollsten Perfektion im Griff!
DIE STADT IM MORGENTAU
Nachtleben
entlüftet sich
über den Dächern
Aus der U-Bahn
quillt
der neue Tag
Straßenfeger
Tauben
und Frühnachrichten
als Eskorte
SHOWDOWN DER EGOS
ihr schachbrett
ist kein rangiergleis alter dampfloks
kein simples gedrängel
an der pommesbude
-
hier prunkt ein götzentempel
mit den vielen fremden neben mir
die sich alle lobsingen
sich alle hochpreisen
die eigenen monstranzen
mit weihrauch beräuchern
umhüllen umnachten
bis hin zum kurzschluss
ihrer aureolen
-
und der altar
liegt im dunkeln
SEITENVERKEHRT
Dort,
dort, wo die Welt
die Welt mit Brettern vernagelt ist,
(laut Snob antiquiert & gottverlassen)
(nach Fatzke eremitisch & abgelebt)
Dort,
ja, dort erkunde man
erkunde man, von welcher Seite
die ominösen Nägel eingenagelt sind ...
RE.GEN.TROP.FEN
k.ulle.rn am fe.nste.r
jed.er se.inen e.igen.en we.g
fi.nden zus.amm.en
we.rd.en
dick.er
ku.ller.n
s.chn.ell.er
fa.llen
ab
r.eg.ent.ro.pfen
drü.cken si.ch an die sch.eib.e
perl.engl.itze.rnd
sch.aue.n zu mir her.ei.n
und tu.scheln
stol.zgesch.wellt:
da schreibt wer über uns ...
JE ENGER DIE GASSEN ….
(... desto breiter die Dorfamnesie)
Idyllen erlebten -- Idyllen
sind Zeugen -- Idyllen
gaben ihr Ehrenwort
Idyllen, sie schweigen -- Idyllen,
sie blenden -- Idyllen
scharren Vergangenheiten zu
BIBLIOPHILES
es protzt wohl und prunkt
in leinen gebunden,
sein hochglanz,
er prahlt,
doch riecht ewig nach papier.
da schämt sich das schlichte
seiner eselsohren gern,
die blätter
schon heiser
vom vielen erzählen.
PANORAMA VON ÜBERALL
so etliches vom vielen
geht
so manchen von allen
über den horizont –
doch haben diese von dort aus
eine andere sicht
auf das meiste vom ganzen
AUF LYRISCH
(Senryu)
Vom innersten Ich
als polychrome Symphonie
in Worte skulptiert
REQUIEM FÜR DAS LETZTE WORT
So wie bei Stammtischrunden
halsstarr und dickschädelig
oder in gehobeneren Zirkeln
apodiktisch obstinat
So beschnupperten sich ehedem
zwei Pit-Bull-Terrier
bekläfften sich
bebissen sich
befraßen sich erfraßen sich
zerfraßen sich verfraßen sich –
Übrig blieben
nur zwei Schwänze